Ein Beitrag von Dirk Werhahn
Seit geraumer Zeit wird in Ludwigsburg darüber diskutiert, wie der Schillerplatz zukünftig gestaltet sein könnte. Hierzu gibt es unterschiedliche Vorschläge.
Am heftigsten umstritten ist die Idee der Kreissparkasse. Sie will ihren Gebäudekomplex auf den Schillerplatz ausweiten und somit Raum für Ladengeschäfte schaffen. Dadurch würde der Schillerplatz wohl ein Drittel seiner Fläche verlieren.
Daneben gibt es aber auch Überlegungen den gesamten Platz für die Öffentlichkeit zu gestalten und vom Straßenverkehr zu entlasten.
Schiller: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
(Über die ästhetische Erziehung des Menschen“)
Ein paar grundsätzliche Überlegungen: Öffentliche Räume sind seit jeher zentrale Orte des städtischen Zusammenlebens. Hier spielt sich sich nicht nur öffentliches Leben ab, sondern hier zeigt sich das Gesicht der Gesellschaft.
Diese Räume haben einen äußeren und einen inneren Aspekt. Der innere Aspekt ist Sinn, Aussage, Bedeutung. Ein großer, zentral gelegener Platz ruft nach Bedeutung. Diese hängt mit Erleben zusammen: symbolische Darstellung einer Idee (z.B. durch eine Statue), Begegnungen, Veranstaltungen, etc., Beispiele sind: Festplätze, Marktplätze, Treffpunkte etc. Ist der innere Aspekt ausgeprägt, dann kann die Platzgestaltung mehr ausdrücken als nur Raumstrukturierung. Sie wirkt symbolisch und reflektiert auch den inneren Zustand der Gesellschaft. Dies auch in der Art und Weise ihrer architektonischen Aussagen. So kann die Kraft dieses Ortes und der sich dort aufhaltenden Menschen sichtbar werden.
Schiller: „Raum für alle hat die Erde. “ (Der Alpenjäger)
Im Stadtentwicklungskonzept der Stadt Ludwigsburg (Flyer) ist zu lesen: Die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am kulturellen eben fördert Integration, Selbstbewusstsein, Kreativität und damit die Lebensqualität. Dies gelingt auch dank vereinfachter Zugänge zu hochwertigen Kulturangeboten für alle Generationen und Nationen.
Schiller: „Auf dieser Bank von Stein will ich mich setzen.“ (Tell)
Es gilt abzuwägen, ob der Platz nach den Vorstellungen der Kreissparkasse gestaltetet werden soll und somit zum Ausdruck gebracht wird, dass menschliches Zusammenleben von der Mehrung des Kapitals geprägt ist. Oder ob es der Platz des Dichters Schiller bleibt und seinen Gedanken gerecht wird.
Welche Kultur wollen wir?
Aber schon Schiller wusste: „Und es herrscht der Erde Gott, das Geld.“ (An die Freunde)
Am großen, öffentlichen Stadt-Platz, und besonders an sein Rändern wird der Wandel in der Gesellschaft deutlich. Den dort präsentierten und präsentieren sicher immer jene die Geld und Macht haben und dies auch deutlich nach Außen ziegen wollen.
Waren es im Mittelalter die großen Kathedralen, die Markt- und Stadtplätze dominierten, so folgten später stattlich staatliche Prachtbauten: Rathäuser, Gerichte, Behörden.
Und in der heutigen Zeit übernehmen eben gerne Konzerne und Banken für Ihre Zentralen und Bauten diese Plätze und schaffen sich mit der Finazierung einiger Pflastersteine, ein repräsentatives Vorfeld für den eigen Sitz.
Und da will dann eben auch die Kreissparkasse Ludwigsburg nicht zurück stehen.
Grundsätzlich ok, wenn Sie dadurch nicht Einfluß auf die Gestaltung damit den Zugang zum öffentlichen Raum nehmen. Soll repräsenative Vorhöfe lassen dann meist bequeme Sitzgelegnheiten vermissen – es könnten sich ja weniger repräsentative Nutzerguppen den Platz als dauerhaften Verweilort aneignen.