Archiv der Kategorie: Wirtschaft

Personalentwicklung in Wellen

Ein Beitrag von Dirk Werhahn

Inspiriert durch den Beitrag von Laetitia Vitaud „In-Between Waves“ wird im Folgenden dargestellt, wie sich Personalentwicklung in Wellen vollziehen kann.

Aufgrund des technischen Wandels in der Arbeitswelt wird die Entwicklung von Mitarbeitenden zukünftig nicht mehr linear – von der Berufsausbildung bis zum Ruhestand – verlaufen, sondern spürbare „Hochs“ und „Tiefs“ beinhalten. In Verbindung mit den „langen Wellen der Konjunktur“ von Nikolai Kondratjew, wird die Entwicklung von Mitarbeitenden in Anlehnung an die Sigmoidfunktion als Wellen beschrieben. Die Entwicklung in Wellen vollzieht sich in vier Phasen:

  • Einstieg in die berufliche Entwicklung
  • Wachstumsphase, in der sich u. a. die Kompetenz entwickelt
  • In dieser Phase haben die Mitarbeitenden viel Erfahrung gesammelt – Reife
  • Der Gipfel in Bezug auf diese berufliche Entwicklung ist erreicht. Nun beginnt der Abstieg.

Die nachstehende Skizze zeigt den – von Charly Handy in „The Second Curve“ – beschrieben idealen Wechselpunkt. Dieser befindet sich zwischen den Phasen „Wachstum“ und „Reife“. Also bevor der „Abstieg“ beginnt und für Menschen negative Entwicklungen beginnen.

m,

Viele Mitarbeitende und Organisationen sind darauf noch nicht eingestellt. Auch stellt dies Führungskräfte vor Herausforderungen. Um Mitarbeitenden langfristig an Unternehmen zu binden, werden Führungskräfte diese Wellen zukünftig stärker in den Blick nehmen. Sie werden zusammen mit den Mitarbeitenden regelmäßig darauf schauen, in welchen Phasen sich der Mitarbeiter / die Mitarbeiterin befindet und wie ggf. ein Wechselpunkt auf eine neue Welle gestaltet werden kann. Am besten innerhalb der eigenen Organisation. Kümmern sich Führungskräfte nicht um ihre Mitarbeitenden, besteht die Gefahr, dass diese – den Wechselpunkt im Blick – sich für den „Einstieg“ in ein anderes Unternehmen entscheiden.

Ein verstärkter Blick auf „Personalentwicklung in Wellen“ kann einen Beitrag zur Mitarbeiterbindung leisten.

Drucken

Senden

Aktuelle Führungsansätze

Ein Beitrag von Dirk Werhahn, M.A.

Nach Yukl wurden viele tausend empirische Studien durchgeführt, um effektives Führen zu verstehen. Die meisten Ergebnisse sind jedoch nicht stabil, inkonsistent und schwer zu interpretieren (vgl. Yukl 2014, S. 418). Auch stellt er fest, dass die Konfusion in der Führungsforschung auch in vielen Publikationen sichtbar wird (vgl. Yukl 2014, S. 418 f). Dies liegt an den disparaten Denkansätzen, die Ausbreitung von unübersichtlichen Bezeichnungen, an der Verengung der Forschungsansätze, den Versuchen, einfache Lösungen zu finden und das Vertrauen in schwache Forschungsmethoden (vgl. Yukl 2014, S. 419).

Trotz dieser Konfusion werden im Folgenden die aktuelleren Führungsanätze zusammengefasst. Diese basiert auf den Beiträgen von Lang/ Rybnikova (2014), Stock-Homburg (2013), Walenta (2012), Winkler (2004) und Wunderer (2009).

Nach Lang/Rybnikova bedeuten die neueren Führungsansätze auch einen Übergang von der Verhaltensperspektive zur Prozessperspektive. Damit verbunden ist die teilweise Abkehr von „stark reduktionistischen Modellen“ bei denen Führung im „psychologischen Mikrokosmos“ angesiedelt ist und die Einflüsse aus der Umwelt der Organisation weitestgehend ausgeblendet hatten (vgl. Lang/Rybnikova 2014, S. 20). Führung lässt sich nicht mehr einfach beschreiben, denn die „Welt der klassischen Führungstheorien mit ihren klaren, eindimensionalen Konzepten ist einer „postmodernen Führungswelt“ gewichen, die mit den Begriffen der Ambiguität, Mehrdeutigkeit oder der Unschärfe („Fuzzyness“) recht gut beschrieben werden kann“ (Lang/Rybnikova 2014, S. 6, Herv. Autor).

Winkler beschreibt, welche Merkmale die neuen Führungsansätze auszeichnet (vgl. Winkler 2014, S. 3 f; siehe auch Lang/Rybnikova 2014, S. 20 f; Steiger 2013, S. 36; Stock-Homburg 2013, S. 523 ff). :

  • In vielen neueren Ansätzen wird der Führungsprozess als Interaktionsprozess beschrieben. Dabei handeln die Mitglieder einer Organisation bewusst und beeinflussen sich gegenseitig.
  • Des Weiteren wird in den meisten Konzepten darauf abgehoben, dass die subjektive Wahrnehmung einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie die Führungsbeziehung entsteht und ausgestaltet wird. Die Menschen handeln dabei nicht in objektiven sondern in der jeweiligen Wirklichkeitskonstruktionen.
  • Bei den neueren Führungsansätzen werden die Führungskontexte komplex, dynamisch und mehrdeutig beschrieben.
  • Auch heben neuere führungstheoretische Ansätze darauf ab, dass Führungsforschung eher beschreibend gestaltet wird, als (schnelle) Handlungsempfehlungen zu geben
  • Darüber hinaus nimmt der Aspekt der kulturübergreifenden Einflüsse einen breiteren Raum ein (vgl. Walenta 2012, S. 498 f).

Wunderer weist darauf hin, dass nach den neueren Führungstheorien u. a. die Aufgabe der Führungskräfte darin besteht, Sinn und Freude an der Arbeit zu vermitteln. Führungskräfte sollen Motivationsbarrieren abbauen und inspirierend sein und Visionen vermitteln. Zudem sollen sie die Mitarbeitenden auch individuell unterstützen und bei der Weiterentwicklung der unternehmerischen Werte mitwirken (vgl. Wunderer 2009, S. 544; siehe auch Wimmer/Meissner/Wolf 2009, S. 186).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei den neueren Führungsansätzen folgende Schwerpunkte im Blick sind:

  • Es stehen die Interaktionen und die Beziehung der einzelnen Akteure mehr im Fokus.
  • Die Akteure haben eine subjektive Wahrnehmung und verfolgen jeweils eigene Ziele.
  • Zudem können sie unterschiedliche Erwartungen haben.
  • Darüber rückt die Sinnhaftigkeit des Handelns deutlicher in den Mittelpunkt.
  • Außerdem wird deutlich, dass Führung in dynamischen Kontexten stattfindet, die oftmals mehrdeutig sind.

Diese Ausführungen machen aber auch deutlich, dass es nicht gelingen wird, „allgemeingültige Regeln zur Beherrschung von Führung zu formulieren“ (vgl. Steiger 2013, S. 36).

Drucken

Quellen

Lang, Rainhart/Rybnikova, Irma (Hrsg.): Aktuelle Führungstheorien und -konzepte. Wiesbaden 2014

Steiger, Thomas: Das Rollenkonzept der Führung. In: Steiger, Thomas/Lippmann, Eric (Hrsg.): Handbuch Angewandte Psychologie für Führungskräfte. Führungskompetenz und Führungswissen. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Berlin, Heidelberg 2013, S. 35–61.

Stock-Homburg, Ruth: Personalmanagement. Theorien – Konzepte – Instrumente. (Lehrbuch). 3. Aufl. Wiesbaden 2013.

Walenta, Christa: Empirie der Führung. In: Heimerl, Peter/Sichler, Ralph (Hrsg.): Strategie, Organisation, Personal, Führung. (Bd. 3517). Wien 2012, S. 495–525.

Winkler, Ingo: Aktuelle theoretische Ansätze der Führungsforschung. https://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl5/forschung/schriften/doc/lehr_%20AnsaetzeFuehrungsforschung.pdf. 25.04.2014.

Wimmer, Rudolf/Meissner, Jens O./Wolf, Patricia: Praktische Organisationswissenschaft. Lehrbuch für Studium und Beruf. (Management, Organisationsberatung). Heidelberg 2009.

Wunderer, Rolf: Führung und Zusammenarbeit. Eine unternehmerische Führungslehre. 8. Aufl. Köln 2009.

Yukl, Gary: Leadership in Organizations. 18. Aufl. Noida 2014

Senden

Wieviel Geld steht einer Volkswirtschaft zum Investieren zur Verfügung?

In Zeiten, in denen für die Rettung von Staaten und vor allem derer Banken enorme Summen bewegt werden, lohnt es sich Grundlagen der Volkswirtschaftslehre zu Gemüte zu führen. Diese Recherche basiert auf dem Buch „Volkswirtschaftslehre“ von Paul Krugmann, Robin Wells, Mai 2010.

Bruttoinlandsprodukt (BIP) lässt sich in einer offenen Volkswirtschaft wie folgt beschreiben:
BIP = C (Konsumausgaben) + I (Investitionsausgaben) + G (staatliche Güterkäufe) + Ex (Wert der Exporte) – Im (Wert der Importe)

Eine weitere wichtige Information besteht darin, dass ein Land, das mehr für seine Importe ausgibt, als es durch Exporte einnimmt, die entsprechende Differenz vom Ausland leihen. Dies wird wie folgt zum Ausdruck gebracht:
KI (Kapitalzufluss) = Im – Ex

—- Einschub Nationales Sparen  ———————————
Sparen kann wie folgt beschrieben werden

SPrivat = BIP + TR (Transferleistungen) – T (Steuern) – C (Konsumausgaben)
SStaat = T (Steuern) – TR (Transferleistungen) – G (staatliche Güterkäufe)

SNational = SSPrivat + SStaat
SNational = (BIP + TR – T – C) + (T – TR – G)
SNational= BIP – C – G | mit I = BIP – C – G

SNational = I

In einer geschlossenen Volkswirtschaft gibt eine Identität von Sparen und Investieren.
———————————-

Wird die oben genannte Formel zum BIP umstellen, wird deutlich:

I = (BIP – C – G) + (IM – Ex) | mit SNational= BIP – C – G
I = SNational + (IM – Ex) | mit KI = IM – Ex
I = SNational + KI

In einer offenen Volkswirtschaft entsprechen die Investitionsausgaben gleich dem Sparen plus Kapitalzufluss. Das bedeutet, dass in einer offenen Volkswirtschaft mit einem positiven Kapitalzufluss (Import übersteigt Export), ein Teil der Investitionsausgabe durch Sparen des Auslands finanziert wird. In einer offenen Volkswirtschaft mit einem negativen Kapitalzufluss dient ein Teil des nationalen Sparens der Finanzierung der Investitionsausgaben im Ausland.

Das bedeutet zum einen, dass durch den Exportüberschuss der deutschen Wirtschaft, Finanzmittel ins Ausland fließen, um den Ländern Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Importe zu finanzieren. Zum anderen kann mit der Darstellung zum Ausdruck gebracht werden, dass in einer Volkswirtschaft, in der der Konsum und die staatlichen Güterkäufe hoch und die Sparquote niedrig sind, wenige Mittel für Investitionen zur Verfügung stehen.

Fazit: Müssen hohe Investitionen getätigt werden, dann muss der Betrag für Nationales Sparen ansteigen. Dies kann bei festem BIP dadurch erreicht werden, dass Konsum und staatliche Güterverkäufe sinken. Zudem macht es Sinn, den Exportüberschuss zurückzufahren um den negativen Kapitalzufluss umzukehren.

Der Autor ist Mitglied im DVPJ ……………..

Ratingagenturen

Nachgelesen von Dirk Werhahn

Bei meinen Recherchen zum Thema Wachstum, bin ich auch auf die Ratingagenturen gestoßen.

Diese haben einen Beitrag dazu geleistet,  dass die Finanzkrise ein so großes Ausmaß annehmen konnte, denn sie bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen aller Branchen, Staaten und deren untergeordneter Gebietskörperschaften. Kredite leisten im aktuellen Wirtschaftshandeln einen Beitrag für Innovation und somit für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Denn viele Unternehmen können nur dann wachsen, wenn sie entsprechende Kredite bekommen.

Die Bewertung durch die Ratingagenturen soll den Vertragspartnern zeigen, wie gut es mir der jeweiligen Bonität gestellt ist. So ist laut Begriffsbestimmung der EU das „Rating“ ein Bonitätsurteil in Bezug auf ein Unternehmen, einen Schuldtitel oder eine finanzielle Verbindlichkeit, eine Schuldverschreibung, eine Vorzugsaktie und ein anderes Finanzinstrument oder den Emittenten derartiger Schuldtitel, Verbindlichkeiten oder Finanzinstrumente, das anhand eines etablierten, genau festgelegten Einstufungsverfahrens für Ratingkategorien abgegeben wird. Das Rating reicht in der Regel von AAA (beste Qualität) bis D (zahlungsunfähig). Die Unternehmen und auch viele Staaten die sich durch Anleihen Geld vom Kapitalmarkt geschaffen wollen, sind auf ein gutes Rating angewiesen. Grundsätzlich gilt: Je besser das Rating, desto niedriger muss die Anleihe verzinst werden.

Kritisch ist, dass sich nur drei Agenturen 95% der Ratingaufträge weltweit teilen: Je 40% entfallen auf die Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor’s sowie 15% auf Fitch. Darüber hinaus sind diese drei großen Ratingagenturen nicht unabhängig. Denn sie bekommen Geld von den jeweiligen Kunden und das sind die die Unternehmen die sie bewerten.

Das Europaparlament hat am 23.04.2009 neue Regelungen für Ratingagenturen und am 16.09.2009 wurde die VERORDNUNG (EG) Nr. 1060/2009 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über Ratingagenturen (pdf) verabschiedet. Dadurch wurde ein Registrierungsverfahren für Ratingagenturen eingeführt. Hiermit wurde den europäischen Aufsichtsbehörden ermöglicht, die Tätigkeiten von Ratingagenturen zu kontrollieren. In Deutschland ist das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für diese Aufgabe zuständig. Es ist ein zentrales Ziel, den bestehenden und potentiellen Interessenkonflikt zwischen der Ratingagentur und der zu bewertenden Organisation zu vermeiden. Hierzu schreibt das Bundesfinanzministerium„Die EU-Verordnung zur Regulierung und Registrierung von Ratingagenturen liefert einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der bei den im letzten November und April beschlossenen G20-Maßnahmen zur Neuordnung des Weltfinanzsystems. Damit wird ein weiterer wichtiger Schritt mit Blick auf das Ziel getan, dass keine systemisch relevanten Märkte, Institutionen und Produkte im Finanzsystem unreguliert bzw. unbeaufsichtigt bleiben.“

Drucken

………………