Ein Beitrag von Dirk Werhahn
Hinsichtlich der Notwendigkeit von Führung zeigt Weibler zwei Begründungsstränge auf: Die anthropologische und die funktionale Begründung (vgl. Weibler 2001, S. 10).
Die anthropologische Begründung hebt darauf ab, dass Menschen zum einen unterschiedliche Fähigkeiten haben und es zum anderen bei den Mitgliedern der Gesellschaft eine unterschiedliche Bereitschaft zur Problemlösung gibt (vgl. Weibler 2001, S. 10). Zudem sind Menschen nicht im gleichen Maße bereit, Verantwortung zu übernehmen: Daher wollen sie von anderen geführt werden (vgl. Weibler 2001, S. 11). Mit der Annahme der unterschiedlichen Fähigkeiten ist die Vorstellung verknüpft, dass nur eine geordnete Gesellschaft wünschenswert ist. Der Wunsch nach Führung weist auf das Bedürfnis hin, von starken Persönlichkeiten geführt zu werden (vgl. Weibler 2001, S. 11). Sowohl über die Begründung einer geordneten Gesellschaft, wie auch dem grundsätzlichen Wunsch nach Führung kann kritisch nachgedacht werden: Zumindest die Frage nach dem Bedürfnis nach Führung legt die Frage nahe, ob es das Bedürfnis geben würde, wenn es nicht geweckt werden würde (vgl. Weibler 2001, S. 11).
Die funktionale Begründung hebt nach Weibler darauf ab, dass Führung die Lebensbewältigung und die Lebensverbesserung von Menschen zum Ziel hat. Viele Problemlösungen lassen sich nur bewerkstelligen, wenn es Interaktionen zwischen Menschen gibt. Diese Interaktionen lösen schon ab zwei Menschen Koordinationsbedarf aus. Dieser Bedarf kann auf zwei Arten gelöst werden: Kooperation oder Führung (vgl. Weibler 2001, S. 11).
Kooperation sorgt für Koordination zwischen tendenziell gleichberechtigten Handelnden.
Führung basiert hingegen auf unterschiedlichen Machtverhältnissen zwischen den Akteuren (vgl. Weibler 2001, S. 12 f). Führung zur Lösung von Koordinationsproblemen wird eingesetzt, wenn folgende Annahmen zutreffen: (1) Nicht alle Koordinationsformen sind gleich effizient und effektiv. (2) In Bezug auf Effizienz und Effektivität wird ein Optimum angestrebt und (3) Führung ist die einzige Kooperationsform, die das Optimum erreichen kann (vgl. Weibler 2001, S. 12). In Organisationen wird Führung aus funktionalen Gründen zur Koordination gewählt (vgl. Weibler 2001, S. 13).
Quelle
Weibler, Jürgen: Personalführung. München 2001.